Geschichte des Rainer-Marschs
(komponiert 1914-1915)
Prof. Hans Schmid (1893 - 1987), Komponist
geb. in Znaim, Südmähren am 20. November 1893
gest. in Salt Lake City, USA, am 28. Mai 1987
begraben in einem Ehrengrab im Kommunalfriedhof Salzburg
Über die Entstehung des Rainer-Regimentsmarsches berichtet Hans Schmid später:
"Schon während der ersten Kriegstage in Rudno (Galizien) fasste ich den Entschluss, für mein Regiment einen eigenen Regimentsmarsch zu komponieren. Zu dieser Zeit hatten nämlich bereits die "Deutschmeister" (k.u.k. Infanterie-Regiment Nr. 4) ihren Regimentsmarsch, und warum sollten die 59iger nicht eben einen "Rainer-Marsch" haben, dachte ich mir damals.
Gedacht - getan. Ich fertigte mehrere Skizzen an und wählte hievon die beste Melodie. Als Einleitung verwendete ich das Regimentssignal. Im zweiten Teil des Trios (fortissimo) baute ich den Generalmarsch in den Trompeten ein. Ein Musikkamerad, Korporal Josef Schopper, schrieb über mein Ersuchen den der damaligen Zeit entsprechenden Urtext zu dieser Komposition. Bald darauf entstanden verschiedene andere Texte. Im Herbst 1915 instrumentierte ich den Marsch.
Es war - ich erinnere mich genau - in der Nähe von Chorlupy in einer von Granattreffern arg beschädigten orthodoxen Kapelle. Ich zwängte mich zu dieser Arbeit in einen engen Kirchenstuhl. Draußen regnete es in Strömen. Ich schrieb nun die Stimmen für die einzelnen Instrumente mit Bleistift auf Notenpapier - zwei Dinge, die ich während des ganzen Krieges immer bei mir trug. Nach getaner Arbeit kehrte ich bei hereinbrechender Dunkelheit wieder in mein Quartier zurück - eine selbstgebaute Erdhöhle, die ich mit zwei Kameraden teilte. Mit tausend Gedanken, ob der Marsch wohl Anklang finden würde, schlief ich ein. Am nächsten Tag wurde unter Regimentstambour Josef Dobes geprobt, und der Marsch fand bei allen Musikkameraden begeisterte Aufnahme. Mitten in der Probe kam zwar ein feindlicher Flieger und warf in der Nähe Bomben ab, es passierte aber nichts dabei. Damals war die Regimentsmusik dem III. Divisionskomando (Edelweiß-Division) zugeteilt."
Die Österreicher befanden sich damals im Vormarsch gegen Osten und erreichten die Stadt Olyka. Die Musik wurde im Theatersaal des Schlosses einquartiert, wo sich das XIV. Korpskommando und andere Kommandos befanden. Dort, in Olyka, wurde mir die Leitung der Regimentsmusik übertragen. Jeden Tag musste ein Platzkonzert gegeben werden. Gleich beim ersten Konzert spielte die Kapelle unter ihrem neuen Leiter - ich war damals ganze 22 Jahre und im Rang eines Feldwebels - den "Rainer-Marsch". Korpskommandant Feldmarschall-Leutnant General Roth-Limanova und andere Generäle waren anwesend. Im Trio sang ein mächtiger Soldatenchor, und die akustische Wirkung im schönen Schlosshof von Olyka war wundervoll. Der neue Marsch fand bei Offizieren und Mannschaften begeisterte Aufnahme und musste wiederholt werden. Von hier aus hat der "neue Rainer-Marsch" seinen Siegeszug angetreten. Ich widmete meinen Marsch meinem Regiment. 1916, an der italienischen Front, am Monte Cimone, konnte ich meinem Regimentkommandanten Oberst Maximilian Lauer von dieser Komposition sogar einen gedruckten Klavierauszug samt Widmung überreichen. Der Kommandant quittierte diese Geste mit dem Dank des Regiments."
Heute wird das Original im Archiv des Bundeslandes Salzburg aufbewahrt.
Quelle: "Hans Schmid 1893 - 1987 - Ein Komponistenleben" von Karl Müller unter Mitarbeit von Johann Müller
Text & Melodie:
Hoch Regiment der Rainer, als tapfer allbekannt,
wir schützen unsre Heimat und unser Vaterland.
Wir siegen oder sterben für unser Heimatland,
die Feinde wir verderben, hoch Salzburg, unser Land!
Hoch Regiment der Rainer, wir stehen fest zur Wehr,
wir stürmen und wir schlagen mit Kolben und Gewehr.
Die Feinde müssen weichen, sie kennen unsre Hand,
kein Regiment desgleichen, hoch Salzburg, unser Land!
Vom Inn bis zu den Tauern reicht unser Heimatland,
kein Feind soll es erschauen mit Waffen in der Hand.
Kein Feind kann uns bedrohen so lang's noch Rainer gibt,
denn Mut im Kampfeslohen zeigt, wer die Heimat liebt!
Der Weltkrieg hat gefordert viel tapfres Rainerblut,
mit rauher Hand zertrümmert so manches Hab und Gut.
Am Feld der Ehre blieben, getreu bis an das End,
fünftausend Kameraden vom Rainer-Regiment!
Originaltext : Josef Schopper
Melodie : Prof. Hans Schmid